Auch an schwer zugänglichen aber relevanten Stellen wurden Wasserproben gezogen. (Foto Warlich)
Ist es gefährlich, wenn Kinder im Goldbach spielen? In Maden fließt der Bach, im Sommer oft eher ein Rinnsal oder sogar ausschließlich vom Plukon-Abwasser gespeist, immerhin direkt an einem öffentlichen Spielplatz vorbei. Spätestens seit Ende Juni, dem Tag der öffentlichen Sitzung des Gudensberger Bauausschusses, ist wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen, dass der Geflügelschlachthof, der täglich (!) etwa 130.000 Tiere tötet, seine geklärten Abwässer direkt in den Goldbach leitet.
Zwar wird das Abwasser regelmäßig auf Schadstoffe wie Industriechemikalien untersucht, jedoch nicht auf eine mögliche Keimbelastung. Diese würde dem Gesundheitsschutzrecht unterliegen, nicht dem Gewässerschutz, erklärte das Regierungspräsidium seinerzeit in der Gudensberger Sitzung.
Und an dieser Stelle beginnt das unwürdige Spiel des Zuständigkeitsverschiebens. Das Regierungspräsidium verweist auf das Kreisgesundheitsamt. Die Stadt Gudensberg fühlt sich ebenfalls nicht zuständig und schon gar nicht der Kreistag, der einen Antrag der Grünen auf Wasserproben am 26.9.2022 abgelehnt hat. Dort sitzt u.a. auch Frank Börner, vormals Gudensberger Bürgermeister und glühendster Verfechter der Schlachthoferweiterung sowie der Kreislandwirt Norbert Klapp, der in seiner Rede behauptete, „tierhaltungsbasiertes MRSA“ sei nur „ein Problem für Tierhalter“. Eine gewagte These angesichts der endlosen Studien und Proben, die schlicht das Gegenteil beweisen.
Die Bürgerinitiative Chattengau gegen Massentierhaltung und die AGA als ihre Dachorganisation waren es leid und ergriffen selbst die Initiative. Doch dann gab es zunächst eine Überraschung. Das Robert Koch Institut hatte ein offenes Ohr für unser Anliegen, konnte jedoch nicht aktiv werden, da als Auftraggeber nur Träger öffentlicher Belange in Frage gekommen wären. Doch auch einige private Labore wollten nicht an dieses vermeintlich heiße Eisen, würde doch im Falle eines Keimnachweises die eine oder andere Behörde in Erklärungsnot kommen.
Immerhin: Nicht alle waren so zurückhaltend. Schließlich fand sich doch noch in Kassel ein Labor, dem Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger ein Anliegen ist. Am 27. September waren dann Labormitarbeiter mit Vertretern der Bürgerinitiative und der AGA unterwegs und nahmen fachgerechte Wasserproben an den relevanten Stellen des Goldbachs.
Die Proben sind nun im Labor und werden auf verschiedene Keime untersucht. Wir sind gespannt auf das Ergebnis und würden uns auch freuen, wenn keine gesundheitsschädlichen Keime nachgewiesen werden. Dies ist dann zwar letztlich auch nur eine Momentaufnahme. Doch statt nur zu reden und auf die Verantwortung der Anderen zu zeigen, haben wir gehandelt. (ag)
Die Fotos von Jörg Warlich zeigen, dass für die Probenentnahme an manchen Stellen ein ziemliches Gekraxel nötig war:
Eine von vielen Untersuchungen, die Keime auf Fleisch nachgewiesen haben: https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/landwirtschaft/tierhaltung/schleichende-pandemie
Interessant in der Rückschau: Im Dezember 2014 wurden Mitglieder der BI Chattengau von einzelnen Stadtverordneten polemisch als besserverdienende Investitionsverhinderer gebrandmarkt, die einfachen Leuten ihr Fleisch nicht gönnen würden. Der Newsletter der BI Chattengau vom Januar 2015 liest sich heute wie eine Wahrsagung aus der Vergangenheit. Auch die Frage nach wirklichen Gewerbesteuereinnahmen wurde damals schon gestellt … BI Newsletter vom Januar 2015