Mehr Tierwohl im Keks

Mit einer EU-weiten Kennzeichnungspflicht soll der Verbraucher auch bei industriell hergestellten Lebensmitteln erkennen können, aus welcher Haltungsform die darin verarbeiteten Eier kommen. Eine verpflichtende Kennzeichnung eihaltiger Lebensmittel bezüglich der Haltungsform der Legehennen wird schon lange gefordert, denn anders als das rohe Ei – da ist die Kennzeichnung bereits seit 2004 gesetzlich geregelt – muss die Herkunft der Eier in verarbeiteten Produkten wie z.B. in Nudeln, Backwaren und Mayonnaise nicht angegeben werden.

Dieser Schritt sei schon längst überfällig und sorge für tierfreundlichere Haltungsbedingungen, so sind sich Tier- und Verbraucherschützer einig. Auch der Konsument wünsche es schon lange.

Heute will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bei einem virtuellen Treffen der EU-Agrarminister Druck machen und die Kennzeichnung fordern. (mk)

 

Kommentar

Die Lebensmittelindustrie hat es gerne bunt und schmückt ihre Produkte mit allerlei verkaufsfördernden „Argumenten“: Weniger Fett, Proteinhaltig, ohne Geschmacksverstärker und dergleichen. Aufgeklärte Verbraucher*innen wissen längst, dass davon oft wenig zu halten ist. Weniger Fett wird zum Beispiel gerne mit einem Mehr an Zucker ausgeglichen, die Liste der Tricks ist endlos.

Eine gesunde Ernährung ist jedoch ein wichtiger volkswirtschaftlicher Faktor, deshalb gehen immer mehr Regierungen dazu über, schlimme Auswüchse per Verordnung zu reglementieren: In Großbritannien hat die Zuckersteuer zu einem deutlichen Rückgang des Limonaden-Konsums geführt, Frankreich hat die leicht verständliche Lebensmittelampel etabliert.

Bundeslandwirtschafts- und Verbraucherschutzmininsterin Klöckner setzte dagegen hartnäckig auf „freiwillige Selbstverpflichtung“ der Industrie und setzte sich damit gewaltig in die Nesseln. Ihr Video mit dem Nestle-Chef wird immer wieder gerne gepostet und auch in den Polit-Satiresendungen wie der heute-Show häufig verwendet.

Nun geht es um die – aus Verbrauchersicht überfällige – Kennzeichnung der Eier in Fertigprodukten. Denn während der Verkauf von Eiern aus Käfighaltung praktisch nicht mehr existiert, wird den Verbraucher*innen in zahlreichen Produkten Ei in vielfältiger Form untergejubelt.

Es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn Klöckner nun die Initiative ergreift, auch wenn die Forderungen der Verbraucherzentralen oder Tierschutzorganisationen so alt sind wie die Einführung der Kennzeichnungspflicht. Mehr und mehr Menschen lassen sich nicht so gerne „faule Eier“ andrehen. Es ist Wahljahr, und das beflügelt offenbar auch die Ministerin. (ag)