Was hat sich Greta nur bei ihren Äußerungen gedacht? (© depositphoto/AGA-Nordhessen)
Fridays for Future auf Abwegen?
Die Resonanz war riesig, und besonders rechte Kreise rieben sich die Hände. Julian Reichelt, der geschasste Bild-Oberhetzer, schäumte gar: „Das ist die schlimmste Jugendorganisation nach 1945“. Gemeint war Fridays for Future (FFF). Greta Thunberg, deren Ikone, hatte auf einer Kundgebung in Amsterdam verkündet, es gebe auf „okkupiertem Land keine Klimagerechtigkeit“ und sich mit den Opfern des aktuellen Konflikts in Gaza solidarisiert, die israelischen Opfer des Terroranschlags der Hamas aber nicht erwähnt.
Damit geriet FFF ins Kreuzfeuer der Kritik, zumal sich Greta schon zuvor merkwürdige Schnitzer in der Nahost-Frage geleistet hatte. Luisa Neubauer von der deutschen FFF-Bewegung distanzierte sich klar und deutlich gegenüber dpa: „Unsere volle Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden weltweit, und wir verurteilen scharf den Terror der Hamas“, sagte sie und ergänzte: „Wir distanzieren uns von den antisemitischen Posts auf internationalen Kanälen nachdrücklich.“
Wie bei vielen Bewegungen sind die internationalen Netzwerke nicht klar strukturiert. Das heißt, einige wenige können durch Verlautbarungen großen Schaden anrichten. Dies war schon zuvor auf verschiedenen Kanälen geschehen.
Klar ist: Der Klimawandel ist historisch auch immer unter dem Gesichtspunkt der Ausbeutung der Länder des globalen Südens durch die westliche Welt zu sehen. Doch so einfach ist es mit Palästina nicht. Gaza wird seit fast 20 Jahren von einer Terrororganisation beherrscht, die für ihre Ideologie mit unvorstellbarer Brutalität über Berge von Leichen geht. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Unabhängig davon, dass Israel mit seiner aggressiven Siedlungspolitik im Westjordanland ständig Völkerrecht bricht. Denn Gaza wurde 2005 von Israel geräumt, allerdings nur ein Jahr später leider die Hamas mehrheitlich gewählt. Seither hat sie alles darauf ausgerichtet, Israel zu vernichten. Sie verwandelte Gaza in eine einzige Militärbasis.
Was das alles mit der Klimabewegung zu tun hat? Eigentlich erstmal nichts. Auch deshalb ist es so traurig, dass sich Greta Thunberg zu ihren unreflektierten Äußerungen hat hinreißen lassen und damit der Bewegung großen Schaden zugefügt hat. Für uns, die AGA Nordhessen, aber zählt das, was die deutsche FFF-Bewegung erreicht hat und weiterhin leistet und deren klaren Worte auf Bundesebene.
Auch wenn Corona zu einer empfindlichen Abschwächung des Klimaprotests geführt hat, wir werden weiterhin aktiv dabei sein ob in Fritzlar, Kassel, Frankenberg, Korbach oder anderswo. Denn trotz all den kaum erträglichen Krisen und Kriegen in der Welt schreitet der Klimawandel voran. Und das sorglose Weiter-So scheint sich gerade in der zukünftigen hessischen Landesregierung speziell in landwirtschaftlichen Fragen und beim Umweltschutz schon wieder breitzumachen. Auch zusammen mit FFF wollen wir dagegenhalten, denn nur steter Tropfen höhlt den Stein. (Andreas Grede)
Zu Palästina, der Hamas und den Kritikern Israels ein lesenwerter Gastkommentar von Gabriel Berger in der taz vom 13.11.2023: An die Kritiker Israels
Zur Geschichte der Hamas und was sie mit der deutschen Vergangenheit zu tun hat ein ARD-Beitrag (Kontraste/RBB) vom 30.11.2023: Es begann mit Nazi-Propaganda