Weltbienentag

Weltbienentag am 20. Mai – Insektenvielfalt ist überlebenswichtig

Allein in Deutschland gibt es 33.000 Arten, weltweit geschätzt gar eine Million. Sie bilden, nach Gewicht gemessen, 90 % der tierischen Biomasse. Dazu gehören als Bestäuber die Honigbienen, Wildbienen, Falter und andere Insekten, sogenannte Kleinbestäuber. Die volkswirtschaftliche Leistung allein der Bienen in Deutschland wurde von der Uni Hohenheim mit etwa 1,7 Milliarden Euro beziffert!

„Traue keinem Garten ohne Unkraut“ steht auf einem Emailletäfelchen in einem Garten, der gemeinhin als „ungepflegt“ bezeichnet werden würde. Die Nachbarn rümpfen die Nase, Spaziergänger schütteln den Kopf.  Das ist die Crux: Die Wahrnehmung von Natur im eigenen Umfeld wandelt sich über Generationen offenbar nur im Schneckentempo. „Gepflegt und ordentlich“ gilt als Standard. Baumärkte bieten im Giftschrank eine reiche Auswahl an Mittelchen, die alles killen, was kreucht und fleucht. Kirschlorbeer und Rhododendron nebst moosfreiem Pflaster beherrschen weiterhin den deutschen Vorgarten. Dies nimmt Insekten jegliche Nahrung und damit Lebensgrundlage.

Doch was sind Kleingärten gegen landwirtschaftliche Flächen: Mehr als die Hälfte des Bodens in Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt. Hier ist es die intensive Bewirtschaftung, die mit Einsatz von Ackergiften wie Neonicotinoiden,  Stickstoff- und Phosphordünger den Lebensraum der Insekten zurückdrängt oder zerstört.

Die meisten Landwirte werden von der Preispolitik globalisierter Märkte getrieben. Wo es nur darum geht, möglichst viel möglichst billig zu produzieren, bleibt die Vielfalt auf der Strecke. Leider gelten immer noch angeblich freie Märkte als ideologische Grundlage für hemmungsloses Handeln multinationaler Konzerne, und das auf allen Ebenen. Gerade wieder hat Bayer in einem Prozess zu den Folgen von Glyphosat in der ersten Instanz verloren. Der US-Hersteller Monsanto wurde von der deutschen Bayer AG erworben und hat bereits 10 Milliarden US-Dollar für Vergleiche mit krebskranken Geschädigten gezahlt. Dies ist nur ein Beispiel, wie Profitgier verantwortungsvolles Handeln verhindert. Glyphosat ist auch ein Bienenkiller ohne gleichen. Doch ein Verbot wurde seit Jahren von der deutschen Bundesregierung bzw. dem Landwirtschaftsministerium aktiv verhindert, auch mit der legendären Aktion des früheren Bundesministers Christian Schmidt (CSU), der als „Glypho-Schmidt“ in letzter Minute für eine Zulassungsverlängerung des Unkrautvernichters sorgte (und der jetzt gut versorgt im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG sitzt). „So isser halt, der Schmidt“.

Bayer und Monsanto sind ein Beispiel von vielen, dass zeigt, wie auf allen Ebenen an der industriellen Landwirtschaft verdient wird. Landwirte, die es anders und besser machen wollen, haben es nicht immer leicht. Und noch schwerer haben es Insekten. Großflächen und Monokulturen, enge Fruchtfolgen und Intensive Bewirtschaftung bieten zu wenig Nahrungs- und Nistangebote.

Die Agrarlobby bleibt weiterhin mächtig: Auch wenn ein Großteil der Landwirte Mitglied im Deutschen Bauernverband (DBV) ist, vertritt dessen Führungsspitze meist ganz andere Interessen. So wird jetzt massiv gegen den Gesetzentwurf des Bundesnaturschutzgesetzes und gegen die jüngst beschlossene Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung mobilisiert. Dabei wird geschickt mit Emotionen operiert. Die Landwirte fühlen sich von allen Seiten beschuldigt und treten aus.

Das Netzwerk „Blühende Landschaften“, eine Initiative des Vereins Mellifera, hat sich den Schutz und die Wiederherstellung die Artenvielfalt zum Ziel gesetzt. Mit dabei sind u.a. Demeter, Bioland, Ökoland und NABU. Der Verein nutzt Kontakte zu Forschungsprojekten, kooperiert mit Unternehmen und berät auch Landwirte.

Es ist wirklich Zeit für einen Kurswechsel. Verbraucher gegen Bauern, Lebensmittelhandel gegen Erzeuger, das hat keine Zukunft. Volkswirtschaftliches Denken muss über die Profitinteressen einzelner Interessengruppen gestellt werden. Dann erhalten auch Insekten den Platz, der ihnen gebührt: als wichtiger Teil eines ganzheitlichen ökologischen Systems, ohne dass wir auf Dauer nicht überleben können.

 

Infos zum Weltbienentag und zur Insektenvielfalt:

https://www.wwf.de/2021/mai/der-biene-droht-der-untergang

https://www.weltbienentag.de/

https://www.bund-rlp.de/themen/tiere-pflanzen/insektenvielfalt/

https://bluehende-landschaft.de/