Brandbeschleuniger Moorzerstörung

Moorfrösche gehören zu den kleineren Froscharten. (Foto Ulrich H. Hoppe)

Intakte Moore beherbergen seltene Pflanzen und Tiere, sie speichern Unmengen an Kohlenstoff und sind wahre Superhelden im Kampf gegen die Klimakrise. Sie sind unverzichtbar für die Artenvielfalt und schützen Mensch und Natur vor Dürre und Überschwemmungen. Allerdings gehören sie auch zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt.

Seit Jahrtausenden gelten Moore als gruselige, geheimnisvolle Orte. Nicht selten erzählte man Schauergeschichten, bis man schließlich begann, diese Sumpflandschaften trockenzulegen, auf ihnen Siedlungen zu errichten und sie landwirtschaftlich zu nutzen.

Auch heute noch werden Moore großflächig zerstört, Haupttreiber ist die Landwirtschaft durch Weidehaltung und den Anbau von Futter. Auch zur Gewinnung von Torf baggert man Moore ab. Werden Moore entwässert, setzen sie gigantische Mengen an schädlichen Klimagasen frei. Diese Freisetzung wird ganz nebenbei auch noch durch die EU mit viel Geld subventioniert.

Um die Öffentlichkeit mehr über diese empfindlichen Ökosysteme aufzuklären, haben die Succow Stiftung, die sich international für Moor- und Naturschutz einsetzt, die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt -und Naturschutz (BUND) jetzt den Mooratlas 2023 veröffentlicht. Er beschäftigt sich mit der Geschichte der Moore, ihrer Bedeutung als einzigartige Lebensräume für das Weltklima und Biodiversität, sowie mit den Folgen ihrer Zerstörung. Hier können wir nachlesen, wie wir Moore schützen und ihre Funktionsfähigkeit wiederherstellen können. Der Mooratlas zeigt das riesige Potential, das intakte Moore in Bezug auf Klimaschutz entfalten und wie Politik und Gesellschaft handeln können.

Der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, Dr. Imme Scholz betont, dass die Trockenlegung von Mooren für mehr als zwei Milliarden Tonnen CO2 verantwortlich sei, also für 4% aller weltweit durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Das seien mehr als durch den globalen Flugverkehr und mache deutlich, warum Moore so wichtig sind.

Jan Peters, Geschäftsführer der Succow Stiftung ist sich sicher, dass derzeit allein in Deutschland etwa 90 Prozent aller Moore trockengelegt seien. Um Lebensräume zu erhalten und die Pariser Klimaziele zu erreichen, müssen seiner Meinung nach in Deutschland mindestens 50.000 Hektar Moorböden jährlich wiedervernässt werden – eine Fläche fast so groß wie der Bodensee. Auf die EU gerechnet, seien pro Jahr 500.000 Hektar restaurierter Flächen erforderlich, weltweit sogar zwei Millionen Hektar.

Moore speichern – wenn sie intakt sind – weltweit mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Erde zusammen. Mit Blick auf das Klima führt also kein Weg dran vorbei, Moore wiederherzustellen. Die gute Nachricht ist: Lösungen dafür liegen auf dem Tisch. Durch effektiven Moorschutz und eine tiefgreifende Transformation der Landwirtschaft kann es gelingen, der Klimakrise zu begegnen. Dafür braucht es Innovationsgeist und die Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen, damit eine unkontrollierte Übernutzung und Zerstörung nicht länger begünstigt werden. Die Restaurierung und nachhaltige Bewirtschaftung von Mooren weltweit müssen schnellst möglich in internationalen Abkommen rechtsverbindlich festgelegt werden. Darüber hinaus braucht es finanzielle Unterstützung, bzw. Anreize, um Wiederherstellungsentscheidungen zu stützen.(mk)

Daten und Fakten zu den nassen Klimaschützern sind online nachzulesen im Mooratlas 2023: https://www.boell.de/sites/default/files/2023-01/mooratlas2023_web_20230106.pdf

Druckexemplare können bestellt werden unter: https://www.boell.de/de/2022/11/17/mooratlas-2023

Auch lesenswert auf der AGA-Webseite:

Beitrag zur Bedeutung der Moore https://aga-nordhessen.de/moore-retten/

AGA-Aktion zum Tag der Erde 2022: Die AGA und Aktive der Aktionsgemeinschaft Burgwald leisteten einen Beitrag zur Renaturierung des Moors. https://aga-nordhessen.de/baeume-ausreissen-fuer-das-klima-tag-der-erde-2022-im-burgwald-moor/