Artensterben stoppen, aber ganz unverbindlich

Auch Faultiere leben in den tropischen Regenwäldern. Ihr Name sollte kein Vorbild sein für das Artenschutzabkommen. (Foto Ulrich H Hoppe)

UN-Biodiversitätskonferenz in Kunming

Im südwestchinesischen Kunming fand vom 11. bis 15. Oktober die fünfzehnte UN-Biodiversitätskonferenz (COP-15) statt. Rund 200 Staaten berieten größtenteils online über den Entwurf eines neuen globalen Artenschutzabkommens. Die Vertragsstaaten wollen die Rahmenvereinbarung in einem zweiten Teil der Konferenz verabschieden, der Ende April 2022 in Präsenz in Kunming abgehalten wird.

Das Abkommen ist unverbindlich, das heißt, die Umsetzung wird nicht geprüft und die Nichtumsetzung nicht sanktioniert. So setzten sich die Staaten vor elf Jahren bei der UN-Biodiversitätskonferenz in Japan große Ziele für den Artenschutz, aber sie erreichten keines.

Der Generaldirektor des Berliner Naturkundemuseums, Johannes Vogel, sagte zu Beginn der diesjährigen Konferenz, dass nicht noch einmal wie beim Klimawandel 30, 40 Jahre verstreichen dürften, bis es von einer wissenschaftlichen Erkenntnis zu den ersten richtigen Ansätzen politischen Handelns komme.

In Regionen nahe des Äquators liegen viele Gebiete mit der größten Biodiversität, genannt Megadivers. Sie liegen allesamt auf den afrikanischen, asiatischen, amerikanischen und australischen Kontinenten. Zum Beispiel sind das der Amazonas-Regenwald in Brasilien, der Regenwald im Kongobecken oder der indonesische Regenwald.

Während einige europäische Länder mehr Verbindlichkeit für die Ziele des Biodiversitätsabkommens fordern, lehnen das viele afrikanische und asiatische Länder sowie Brasilien ab. Unter anderem Brasilien, Kongo und Indonesien wollen einen finanziellen Ausgleich dafür, dass sie die Umwelt in ihren Ländern nicht weiter ausbeuten und beispielsweise den Regenwald abholzen.

Der Entwurf der Rahmenvereinbarung sieht vor, dass bis 2030 die jährliche Förderung der Biodiversität auf 173 Milliarden Euro steigen soll. Andererseits müssen umweltschädliche Industrien weniger subventioniert werden. Im Entwurf wird eine Reduzierung um wenigstens 500 Milliarden Dollar jährlich vorgeschlagen.

Kritik kommt vom BUND, da nicht alle umweltschädlichen Subventionen abgeschafft werden sollen. Allein in Deutschland umfassen diese momentan 67 Milliarden Euro pro Jahr, so der BUND.

Weiterhin hält der Entwurf fest, dass bis 2030 wie unter anderem von Deutschland gefordert dreißig Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz gestellt werden sollen. In diesem Jahrzehnt sollen eingesetzte Düngemittel um die Hälfte und Pestizide um zwei Drittel reduziert werden.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) nennt für Deutschland drei Prioritäten: Neben dem Schutz von Land- und Meeresfläche bis 2030 müssten Reduktionsziele für Naturverschmutzung wie Dünger, Pestizide oder Plastikabfall festgelegt werden. Außerdem sollten viele zerstörte Ökosysteme wiederhergestellt werden, in Deutschland etwa begradigte Flüsse oder trockengelegte Moore.

Währenddessen drängt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) darauf, dass Industrieländer doppelt so viel wie bisher für den Erhalt der Artenvielfalt in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgeben. Deutschland solle zum Beispiel eine Milliarde Euro pro Jahr zahlen, bisher sind es 800 Millionen Euro. Es zählt damit zu den größten Geldgebern.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

Süddeutsche Zeitung (12.10.2021): https://www.sz.de/1.5436495

Tagesschau (13.10.2021): https://www.tagesschau.de/ausland/china-un-artenvielfalt-101.html

ZEIT Online (11.10.2021): https://www.zeit.de/wissen/2021-10/welt-biodiversitaetskonferenz-un-china-umweltministerin-svenja-schulze