Edeka ist der größte deutsche Lebensmitteleinzelhändler. Doch beim Thema Tierschutz bilden sie eher das Schlusslicht. So fehlt für Kunden oft der Hinweis, unter welchen Bedingungen Tiere gehalten wurden, von denen das Fleisch in der Bedien- oder Kühltheke stammt.
Edeka und die Liebe zu Lebensmitteln
Nicht zu übersehen waren am letzten Samstag im Mai die AktivistInnen und Protestierenden von Greenpeace und der AGA vor dem Edeka Markt in Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis). Mit Verkleidung, Plakaten und Transparenten wurde dagegen protestiert, dass die Edeka-Gruppe weiterhin Frischfleisch aus der schlechtesten Haltungsgruppe verkaufen will. Während andere Lebensmitteleinzelhändler wie Lidl und Rewe bereits angekündigt haben, dies in Zukunft nicht mehr tun zu wollen, weigert sich das umsatzstärkste Unternehmen im deutschen Lebensmittelhandel weiterhin, auf das so genannte Billigfleisch zu verzichten.
Bundesweiter Aktionstag
Greenpeace demonstrierte am 29.5. in über 30 Städten und Gemeinden vor Edeka-Märkten und wies auf die Folgen der Billigfleisch-Produktion für Tiere, Artenvielfalt und Klima hin. So auch in Guxhagen, wo die Filialleitung gebeten wurde, die Forderungen an die Zentrale weiterzugeben. Wie auch seitens der AGA wurde ein Ausstieg aus der industriellen Tierhaltung sowie die gesetzliche Kennzeichnung der Haltungsformen gefordert.
Symbolisch fand deshalb am 29. Mai eine Greenpeace-Aktion vor dem Edeka-Markt in Guxhagen statt. Die AGA war dabei.
Haltungsform-Kennzeichnung
Auch der Einführung der freiwilligen Haltungsform-Kennzeichnung stimmte Edeka als letzte Supermarktkette erst 2019 zu. Dabei haben die Verbraucher*innen längst entschieden: Mehr als die Hälfte wünschen sich Fleisch und Fleischprodukte von Tieren aus artgerechter Haltung und schonender Schlachtung.
Doch wie steht es grundsätzlich mit der freiwilligen Kennzeichnung?
- Haltungsform 1 beschreibt die „Stallhaltung“ und den gesetzlichen Mindeststandard für die Haltung von Schweinen und Masthühnern. Für Rinder und Puten zeigt diese Stufe die branchenübliche Haltung an.
- Haltungsform 2 bedeutet „StallhaltungPlus“; d.h. Schweine, Masthühner, Puten und Rinder haben etwas mehr Platz im Stall und zusätzliches Beschäftigungsmaterial, Kühe dürfen z.B. nicht angebunden sein.
- Haltungsform 3 „Außenklima“ bedeutet, dass die Tiere neben noch mehr Platz im Stall auch Kontakt mit dem Außenbereich am Stall haben. Futter ohne Gentechnik ist ebenfalls vorgeschrieben.
- Haltungsform 4 „Premium“ bietet den Tieren den meisten Platz im Stall und einen tatsächlichen Auslauf im Freien. Das Futter ist ohne Gentechnik. In dieser Stufe findet man Biofleisch, aber auch Fleisch aus konventioneller Haltung, wenn die Anforderungen eingehalten werden.
Zwar kann diese Haltungsform-Kennzeichnung den Verbraucher*innen die Orientierung erleichtern. Damit sie aber wirklich die Wahl haben, müssten Produkte der verschiedenen Tierarten auch aus den höheren Haltungsformen in ausreichendem Umfang in den Verkauf kommen.
Ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentrale hat im Sommer 2019 ergeben, dass das angebotene Fleisch überwiegend aus der Haltungsform 1 kommt. Auch eine Überprüfung im Herbst 2020 ist zu keinem wesentlich besseren Ergebnis gekommen. Demnach stammen 51 Prozent der Produkte aus der Stufe 1 und 36 Prozent aus der Haltungsform 2. Das Angebot in den Haltungsstufen 3 und 4 machte nur 13 Prozent aus; insbesondere in der Stufe 3 war das Angebot mit knapp 3 Prozent verschwindend gering.
Verbrauchertäuschung?
Das System dieser Haltungsform-Kennzeichnung legt die Reihenfolge umgekehrt fest wie bei der Eierkennzeichnung. Während diese dem Schulnotensystem folgt und es für die beste Haltungsform die Noten 0 und 1 gibt, steht beim Fleisch die Ziffer 1 nur die Stallhaltung nach gesetzlichem Mindeststandard.
Um eine wirklich gute Orientierung beim Einkauf von Fleisch zu haben, braucht es ein größeres Angebot aus den besseren Haltungsstufen und vor allen Dingen eine staatliche Tierwohlkennzeichnung, damit Herkunft und Haltungsbedingungen sofort erkennbar sind; und das nach Möglichkeit bei allen tierischen Produkten einheitlich. Der Wunsch nach einem staatlichen Tierwohllabel als Einkaufshilfe wurde bereits von rund 80 Prozent der Verbraucher*innen geäußert mit der Bereitschaft, dafür auch mehr zahlen zu wollen.
Mehr Infos
https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/2021-04-gpd-bedienthekencheck.pdf
https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf/tierwohl-kennzeichnung/