Zu viel von allem: Tiere leiden, Preise sind im Keller, Mäster legen drauf.
Billigpreise für Schweinefleisch –
Nachhaltige, faire Lösungen gehen anders
Wie lassen sich in Deutschland möglichst schnell große Mengen Schweinefleisch verkaufen? Mit billigen Preisen, ganz klar. Angesichts der Diskussionen um eine nachhaltigere Landwirtschaft, mehr Tierwohl und angemessene Einnahmen für Landwirt*innen in Deutschland hört sich diese Überlegung absurd an. Aber leider sind Branchenvertreter*innen und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Mitte September effektiv zu keinem anderen Ergebnis gekommen, um mit dem Überschuss an deutschem Schweinefleisch auf dem Markt umzugehen.
Hintergrund des Treffens ist folgender: Der Absatz von Schweinefleisch ist international und innerhalb Deutschlands seit Anfang 2021 stark zurückgegangen. Zum einen war deutsches Schweinefleisch auf internationalen Märkten weniger gefragt, nachdem in Deutschland die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen war. Zum anderen wurde hierzulande während der Corona-Pandemie weniger konsumiert, da die Gastronomie nur eingeschränkt arbeitete und Großveranstaltungen ausfielen.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) führt außerdem an, dass der Schweinefleischverzehr grundsätzlich zurückginge, da immer mehr Menschen die Haltungsbedingungen kritisierten. Aktuell lagert doppelt so viel in Deutschland produziertes Schweinefleisch in Kühlhäusern wie noch vor zwei Jahren – 260.000 Tonnen nach Angaben des Tagesspiegels. Der Schlachtpreis ist auf 1,25 Euro pro Kilo gefallen. Für Schweinehalter*innen bedeute dies ein Verlust von 60 bis 70 Euro pro Schwein, so die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN).
Der Deutsche Bauernverband nennt die aktuellen Schweinepreise ruinös und die Lage für alle Schweinehalter*innen existenzbedrohend. Mit den nun vereinbarten Sonderangeboten bekämen Landwirt*innen einen wirtschaftlich tragfähigen Preis, so der Geschäftsfüher der ISN Torsten Staack. Die Bauernproteste für faire Preise im Lebensmittelhandel Anfang 2021 würden hierzu keinen Widerspruch bilden. Staack begrüßt die Billigpreise als „akute temporäre Hilfsmaßnahme“ (ZEIT-Online).
Währenddessen fordern die Grünen, Greenpeace und die AbL, die Zahl der gehaltenen Schweine in Deutschland generell zu reduzieren. Zum Beispiel sollten Betriebe, die auf eine klimaschonende, umweltverträgliche und tiergerechte Produktion umstellen, staatlich gefördert werden, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace (taz). (bf)
Quellen und weiterführende Informationen:
Aldi Süd Pressemitteilung (09.09.2021): https://www.aldi-sued.de/de/newsroom/pressemitteilungen/unternehmen/2021/aldi-unterstuetzt-absatz-von-schweinefleisch.html
Der Tagesspiegel (15.09.2021): https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/um-schweinehaltern-zu-helfen-union-will-schweinefleisch-verramschen/27615142.html
taz (15.09.2021): https://taz.de/Niedrige-Schweinepreise/!5797392/
ZEIT-Online (Deutsche Presseagentur) (24.09.2021): https://www.zeit.de/news/2021-09/24/schweinehalter-begruessen-billigangebote-fuer-schweinefleisch