Obst, Gemüse, Bienen und Imker marschierten gemeinsam. Doch die Glyphobooster waren auch noch da und spritzten mit ihrem Gift herum. (Foto Warlich)
Steh auf, wenn du ein Bienchen bist …
Es war richtig heiß, und anfangs überlegten wohl alle Beteiligten, wie sie das durchstehen sollten. Die BI Twiste hatte auch nach der 3-jährigen Coronapause wieder ein Gruppe angemeldet. Und was für eine!
Unter dem Motto „Last Exit für Biene Maja & Freunde“ ging es beim diesjährigen Festumzug des Viehmarktes in Bad Arolsen um Insektensterben durch Glyphosat. Mit dem vorausfahrenden Porsche wurde gleich mal deutlich gemacht, wo das eigentliche Problem liegt. Es geht um viel Geld: „Kein Charakter, viel Karat – stinkend reich dank Glyphosat“ war an der Wagenseite zu lesen und „Was das Öl im Emirat – ist für uns das Glyphosat“. Auf der Motorhaube prangte das Logo von „Gayer und Bonzanto“.
In der Tat haben die Chemiekonzerne im ersten Quartal des Jahres gerade mit Agrochemie herausragende Gewinne eingefahren. Darauf machte auch ein eigens produzierter kleiner Flyer aufmerksam, der an die ZuschauerInnen des Umzugs verteilt wurde.
Die BI Twiste wurde unterstützt von vielen Menschen aus Organisationen oder einfach SympathisantInnen der AGA Nordhessen, die mit fantasievollen Kostümen das friedliche und sinnvolle Nebeneinander demonstrierten: kleine und große Bienen, Obst, Gemüse und auch Imker marschierten einträchtig zusammen.
Doch dann kam der „Glyphobooster-Bus“ mit entsprechender Truppe. Mit ihren Giftspritzen sorgten sie zwar angesichts der drückenden Hitze für Erfrischung und auch Gaudi, aber die Botschaft war schon klar. Das Spritzmittel vernichtet so ziemlich alles, was sein Sprühnebel erreicht.
Die allermeisten Menschen, die den Umzug säumten, freuten sich, lachten oder applaudierten angesichts der originellen Truppe. Auf die Melodie „Steh auf, wenn du …“, die sonst im Fußballstadion erschallt und im Original von dem Pet Shop Boys mit ihrem Hit „Go West“ stammt, wurde mit neuem Text zum Manifest:
Zusammen für den Bienenstaat
zusammen gegen Glyphosat
zusammen für den Lebensraum
zusammen, ja das wär ein Traum!
Selbst der Moderator in der Schlosskurve setzte zum Mitsingen an:
Ein 2-Minuten-Video auf Youtube fängt die Atmosphäre toll ein.
Im Vorfeld war allerdings wochenlange Vorbereitungsarbeit nötig, viele Menschen hatten richtig Zeit und viel, viel Arbeit investiert, und selbst Minuten vor dem Beginn war einiges los. Die letzten Kostüme konnten noch fünf Minuten vor Start des Festzuges vergeben werden, als Leute von Greenpeace Kassel auf Umwegen und mit Schwierigkeiten ihr Ziel von Kassel mit der Bahn nach Bad Arolsen erreicht hatten.
Nun können wir sagen, dass der Aufwand hat sich gelohnt. Im Wettbewerb für den originellsten Aufzug kamen wir auf Platz 4 und erhielten sogar ein Preisgeld von 250 Euro. Wichtiger aber ist: Alle Teilnehmenden waren sichtlich erschöpft von der Hitze und gleichzeitig sehr zufrieden. Wie es die „Biene“ im Plüschkostüm geschafft hat, nach dem Marsch in diesem „Saunaanzug“ noch so frisch am Rundgang über den Viehmarkt auszusehen, bleibt ihr Geheimnis. Für alle bleibt ein Fazit: Die Mühen haben sich gelohnt und es hat sich wieder gezeigt, dass wir gemeinsam einiges auf die Beine stellen können.