Wieder ein Butterberg?

Die EU hat vor einigen Tagen ein umfassendes Paket an „Sondermaßnahmen für die von der Coronakrise besonders betroffenen Sektoren der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ verkündet, meldet topagrar online. Dazu zählt die Private Lagerhaltung (PLH) von Milcherzeugnissen (Magermilchpulver, Butter, Käse).

Das klingt erstmal sinnvoll, denn die Nachfrage nach Milcherzeugnissen ist weltweit eingebrochen und somit gibt es eine Überproduktion. Besonders in Richtung China wird deutlich weniger verkauft. Europäische Bauern mussten ihre Milch zum Teil schon wegschütten.

Doch leider versucht man, mit alten nicht bewährten Mitteln ein System aufrechtzuerhalten, das noch nie richtig funktioniert hat. Die Leidtragenden sind die Milchbauern. Der Deutsche Bauernverband ist dabei wieder mal auf Seiten der Lebensmittelindustrie und -konzerne und unterstützt die PLH, denn dies sei ein Instrument, um „schnell und punktgenau Stabilität an den Agrarmärkten“ zu gewinnen. Schon eine Diskussion über staatliche Eingriffe zum Beispiel über verordnete Milchmengenreduktion sei „nicht hilfreich“.

Da muss man wohl an die Abschaffung der Milchquote erinnern, die vor allem den Großmolkereien nutzte. Die daraus folgende Überproduktion wurde u.a. vom Deutschen Molkerei Kontor (Marktführer) genutzt, um billigen Rohstoff für ihre Milchtrocknungsanlagen zu bekommen. Das Milchpulver wird dann in alle Welt, u.a. auch nach Afrika, exportiert. Dort macht es dann nicht selten lokale und regionale Strukturen kaputt. Der Gewinn bleibt bei den global agierenden Konzernen.

Die Fotos zeigen die BDM Protestaktion vom 7. Mai 2020 in Berlin mit einer Pyramide aus Milchpulversäcken. (© für alle Fotos BDM). Die freundliche Abdruckgenehmigung für die Karikatur stammt vom Zeichner Matthias Hühn.

Gegen die EU-Maßnahmen protestieren die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) und der BDM (Bundesverband Deutscher Milchviehhalter). Sie würden lieber die Milchmengen insgesamt reduzieren, was sehr einfach möglich ist: Schon ein Kilogramm weniger Kraftfutter würde die Milchmenge um 6 % reduzieren. „Private Lagerhaltung hat keine nachhaltige Wirkung“, stellte AbL-Sprecherin Berit Thomsen in der taz fest.

Einzelne Bauern können nicht reduzieren, sie wären dann bei den Niedrigpreise die Gelackmeierten, erklärte BDM-Sprecher Hans Foldenhauer. Und der BDM-Vorsitzende Stefan Mann plädiert ebenfalls in aller Deutlichkeit für verbindliche Regeln zur Reduktion der Milchmengen und erklärt auf der Vereinswebseite: „Die Molkereien und Vertreter der Ernährungsindustrie wie auch die Spitze des Deutschen Bauernverbands, die sich traditionell an die Seite der Molkereiindustrie stellt, wollen das nicht: Mit finanzieller Unterstützung Milch einzulagern, sichert der Industrie günstigen Rohstoff auch über die Krise hinaus und lastet vorhandene Lagerhallen staatlich gefördert aus.“