Schweinemastanlagen sind echte Energiefresser
Energiefresser Massentierhaltung. Die Deutsche Umwelthilfe fordert die Reduzierung des Wärmebedarfs in den Schweineställen
Mitten in einer unüberschaubaren Situation entsteht eine völlig abwegige Konkurrenz zwischen Mensch und Tier. Die DHU kritisiert das Heizen in den Schweineställen und wendet sich mit klaren Sofortmaßnahmen an die Bundesregierung.
Unter dem Aspekt der drohenden Gasknappheit und der damit einhergehenden sozialen Anstrengungen errechnete die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kürzlich den Gasbedarf der 21 Millionen Schweine, die laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes vom Mai 2022 in Deutschland ohne Stroh in Ställen stehen und mit externer Wärmeenergie versorgt werden müssen. Die Schweineplätze in der Massentierhaltung schaden nicht nur Klima, Umwelt und den Tieren, sondern seien darüberhinaus der reinste Energiefresser. In Deutschland haben diese Warmställe jährlich einen Energiebedarf wie 260.000 Personen. Mit der aufgewendeten Menge Heizenergie könnten die Einwohner der Stadt Braunschweig ein Jahr lang ihre Räume heizen.
Weil Öko-Schweineställe und tier- und klimaschonende Offenställen mit Stroh-Einstreu ohne externe Heizenergie auskommen – die Schweine können sich auf ihren Liegeflächen selbst warmhalten – stehen diese nicht in Konkurrenz zum Gasbedarf von Wohnungen für Menschen.
Mit Umbauhilfen für Offenställe, der Verpflichtung zum Einsatz von Stroh als Einstreu, einer Reduktionsprämie für gewerbliche Tierplätze und einer Fleischabgabe auf die unteren beiden Haltungsstufen, könne laut DHU der Heizgasbedarf auf Null gesenkt und zugleich für mehr Tierwohl und Klimaschutz gesorgt werden. Nebenbei spart diese Art der Tierhaltung jährlich über 300.000 Tonnen CO2-Äquivalent, überschüssiges Nitrat aus Gülle würde reduziert werden und die Überproduktion von Schweinefleisch könnte sich regulieren. Derzeit werden in Deutschland 32 Prozent mehr Schweinefleisch produziert als nachgefragt wird. Auch eine sinkende Zahl an Schweineschlachtungen zählt zum Einsparpotenzial.
Aufgrund der hohen Exportrate von Schweinefleisch, immerhin sind es in Deutschland 47 Prozent, exportieren wir mit jedem Kilo Schweinefleisch indirekt auch die knappe Ressourcen Gas und Getreide. Auch die Lagerung von Schweinefleisch in deutschen Kühlhäusern verschlingt ungeheure Mengen an Energie.
Die Lösungen dafür liegen auf der Hand und nur wenige Schritte seien dafür erforderlich, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DHU.
Für einen Umbau der Schweinehaltung und Reduzierung der Tierzahlen könnten zunächst erst einmal weniger Sauen gedeckt werden. Anschließend könnten die leerstehenden Ställe umgebaut werden. Landwirte, die sich an diesen Umbaumaßnahmen beteiligen und damit den Gasverbrauch reduzieren, sollten dafür eine Prämie erhalten. Das Ziel sei, Landwirtinnen und Landwirten eine langfristige staatliche Hilfe zuzusichern. Dies sei für viele Schweinehalter möglicherweise die Chance, ihre Betriebe erhalten zu können, denn vor allem die teure Energie und sinkende Erzeugerpreise aufgrund der Überproduktion zwingen derzeit viele Sauenhalter zur Aufgabe.
Mitten in der Energiekrise versucht auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Zuversicht zu geben und sagt, dass die Energiekrise beherrschbar sei, wenn Unternehmen und Haushalte an einem Strang zögen. Müller-Kraenner sieht es als unerlässlich, dass der Kanzler ein Machtwort spreche und dem Heizgasbedarf für Menschen Priorität einräume. Die FDP müsse endlich ihre Blockadehaltung aufgeben und das Landwirtschaftsministerium sei in der Pflicht, notwendige Maßnahmen für emissionsarme, tiergerechte Offenställe mit Stroh voranzutreiben.(mk)
Die Recherche der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im Original: Heizgasbedarf der industriellen Schweinehaltung in Deutschland . Autorinnen: Reinhild Benning und Leonie Netter