Billigfleisch zerstört Natur und Klima

Das Pantanal ist das größte Binnenland-Feuchtgebiet der Erde. Es ist ein einzigartiger Lebensraum für mehr als 650 Vogelarten und eines der letzten Schutzgebiete für gefährdete Säugetiere. Mit seinem Netz aus Flüssen und Seen erfüllt es gewöhnlich eine wichtige Aufgabe im globalen Klimaschutz.

Zunächst sind es die Folgen des Klimawandels, die dieses wertvolle Ökosystem seit vielen Jahren durch verheerende Feuer bedrohen. Naturreservate, in denen die größte Artenvielfalt Südamerikas anzutreffen ist, sind in Gefahr. Unzählige Wildtiere erleiden schlimmste Brandverletzungen oder verenden qualvoll.

Die zunehmende Abholzung des Amazonas-Regenwaldes weiter nördlich soll nach Expertenmeinung dafür verantwortlich sein, dass es in der Regenzeit im Pantanal immer weniger Niederschläge gibt. Viele Flüsse führen kaum noch Wasser. Dies begünstige die extreme Dürre und erhöhe die Gefahr für unkontrollierbare Brände.

Greenpeace-Recherchen belegen, die Mehrzahl der Feuer im Jahr 2020 stammen von Menschenhand. Durch monatelange Beobachtungen gelang es Greenpeace, 15 Farmer zu identifizieren, auf deren Flächen innerhalb kürzester Zeit mehr als 70.000 Hektar verbrannten. Sie sollen die Feuer vorsätzlich gelegt haben, um auf illegalem Weg das Weideland für ihre Rinderzucht zu erweitern.

Die drei größten und weltweit agierenden Schlachtereien Brasiliens kaufen Rinder bei diesen Farmen. Sie liefern das Pantanal-Fleisch nicht nur an Lebensmittelriesen wie McDonald’s, Burger King und Nestlé. Versanddaten belegen, auch deutsche Fleischhändler wie Frostmeat, Meat2000, Fritz Vieh und Tönnies werden beliefert. Deutsche Unternehmen importierten im Zeitraum zwischen Januar 2019 und Oktober 2020 mehr als 4.400 Tonnen Rindfleisch von den brasilianischen Betrieben. Dabei produziert Deutschland bereits mehr Fleisch, als überhaupt konsumiert wird.

Bei der Einhaltung relevanter Sorgfaltspflichten versagt die Fleischindustrie wieder einmal völlig. Fleisch, das mit Umweltzerstörung und illegalen Handlungen im Zusammenhang steht, müsste sie aus ihrer Lieferkette eliminieren.

Brasilien ist einer der größten Fleischproduzenten auf dem internationalen Markt. Preisgünstiges Rindfleisch aus Südamerika konkurriert mit Fleisch aus Deutschland. Auch politisch ist der Import gewünscht. Mit dem Mercosur Handelsabkommen sollen Handelsströme mit der EU ausgebaut und Zölle gesenkt werden. Studien warnen, dass das Abkommen die Produktion von Fleisch ankurbeln und gleichzeitig die Abholzung und Waldzerstörung in Südamerika beschleunigen würde. Katastrophal für das Klima und für die wertvollen Ökosysteme Südamerikas, fatal für die Menschheit.

Die EU muss rasch handeln und die notwendigen Gesetze erlassen, um sicherzustellen, dass Produkte von solch zerstörerischem Ausmaß keinen Platz in unseren Märkten finden.

Den Greenpeace-Report “Making mincemeat of the Pantanal” finden Sie unter:

https://www.greenpeace.org/international/publication/46577/pantanal-brazil-fires-jbs-meat-cattle/


Update April 2021

Die taz meldet: „2020 ist die Abholzung des Regenwalds um 12 Prozent gestiegen, sagt die Umweltplattform „Global Forest Watch“. Verantwortlich sei Landwirtschaft.“

Zum Artikel: https://taz.de/Global-Forest-Watch-und-Abholzung/!5763760/


WWF: EU zweitgrößter Importeur von Waldzerstörung

Die EU zählt zu den größten Treibern von Waldzerstörung. Das zeigt ein am 14.4.2021  veröffentlichter WWF-Report, der die Auswirkungen von Handelsbeziehungen auf die Entwaldung und Naturzerstörung von 2005 bis 2017 untersucht:

https://www.wwf.de/2021/april/die-waldzerstoerungs-weltrangliste


Update Juni 2023

Warum die EU versucht, dichter an Lateinamerika zu rücken. Die NZZ erklärt Hintergründe.

Mercosur-Abkommen untergräbt Lulas Pläne zum Stopp der Entwaldung. taz vom 21.6.2023