Die Fleischlobby lernt schnell dazu. Nachdem Bürger – auch mit Hilfe der AGA – zuletzt zwei Großprojekte verhindert hatten, wird nun richtig aufgefahren. Berechtigte Einwende sollen im Keim erstickt werden. Eine Bürgerinitiative legt jetzt trotzdem los.
Vor 5 Jahren erklärte der Plukon*-Geschäftsführer öffentlich in Gudensberg, es werde keine Stallneubauten in Nordhessen geben. Der Konzern habe langfristige Lieferverträge in ganz Deutschland. Es war klar, dass diese Behauptung nicht stimmt. Doch wen schert es? Der neuste Plukon-Lieferant (oder sollte man besser sagen Lohnmäster?) plant jetzt eine Mastanlage in Wethen (Diemelstadt, Kreis Waldeck-Frankenberg), strategisch schlau mit weniger als 30 tsd. Tieren. Denn für die Anlage mit 29.990 Tieren braucht der Investor kein Verfahren nach dem Bundesimmissionschutz-Gesetz zu durchlaufen.
Bei einer Präsentation in der Lindenhalle Wethen fuhr der Investor Björn Hoppe gleich mehrere Mitstreiter auf, u.a. den Unternehmensberater Ulrich Stätker, der als Geschäftsführer einer Großbrüterei (Big Mama GmbH & Co. KG) schon Erfahrungen sammeln konnte mit Bürgerinitiativen. Er war u.a. Projektmanager einer Großbrüterei und warnte davor, dass Arbeitsplätze verloren gingen, wenn Menschen sich weiterhin gegen Massentierhaltung wehren würden (Strelitzer Zeitung, 01.03.2012). Schon damals gab es Kontakt zu „friki“ (einer Plukon-Tochter). Man kennt sich halt …
Und man kennt die Argumente der Menschen, die sich gegen das gnadenlose Wachstumsdenken auf Kosten der Tiere wehren. Also wurde gut vorbereitet versucht, allen berechtigten Bedenken sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen. Antibiotika-Einsatz, Emmissionen? Alles halb so schlimm. Futter? Kommt aus der Region. Das Thema „Tiefgefrorende Schlachtabfälle machen in Afrika lokale Strukturen kaputt“ wurde ausgespart.
Eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern wird sich gegen diesen massiven Eingriff in die gewachsenen Strukturen des Ortes wehren. Die Motive sind unterschiedlich: Tierquälerei, Gesundheitsgefährdung, globale Zusammenhänge, lokale Wertminderung, Geruchsbelästigung und mehr. Doch alle eint eine simple Tatsache: Wethen profitiert an keiner Stelle von der geplanten Mastanlage. Einzig und allein der Investor zieht daraus Gewinn. Das kann nicht sein – und der Widerstand wird groß sein.
Schnell wurde klar: Auf Einsicht oder Rücksicht seitens des Investors muss nicht gehofft werden. Der Mann weiß, was er tut – und er will es weiterhin tun. Nun hat sich die „Bürgerinitiative gegen industrielle Massentierhaltung in Wethen“ gegründet, die von der AGA nach Kräften unterstützt wird.