Farm to Fork: Ehrgeizige Ziele und Saboteure

Regionales Gemüse der Saison. Wenig behandelt. So ist das gedacht in der Farm-to-Fork Strategie der EU.

 

Mit der Zustimmung zur Farm–to-Fork-Strategie (F2F) der EU-Kommission hat sich das Parlament der Europäischen Union ehrgeizige Ziele gesetzt. „Die erfolgreiche Abstimmung markiert einen bedeutsamen Schritt für die Wende in der Landwirtschaft und den Beitrag der Landwirte im Kampf gegen Klimawandel und Artenschwund“, so Martin Häusling (Die Grünen, EFA im EU-Parlament).

Der F2F-Srategie liegt ein 10-Jahresplan zugrunde, der den Übergang zu einem gesunden, fairen und umweltfreundlichen Lebensmittelsystem vorantreiben soll.

Kernpunkte sind:

  • 50 Prozent weniger Einsatz  von chemischen und „gefährlichen“ Pestiziden,
  • 25 Prozent weniger Düngemittel,
  • 50 Prozent weniger Antibiotika und
  • Ausbau des Öko-Landbaus auf 25 Prozent.

Umgesetzt werden soll dies bis 2030. Es ist ein Novum, dass die EU eine gemeinsame Strategie für nachhaltige Lebensmittelsysteme vorschlägt. Bisher haben getrennte und und oft konträre Strategien die Fragen rund um Landwirtschaft, Gesundheit, Umwelt und Handel separat  behandelt. So hoffnungsvoll das Bekenntnis der EU zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft klingen mag, so geht es angesichts der dramatischen Aussterberate vieler Insektenarten nicht weit genug.

Slow Food, Teil der Europäischen Bürgerinitiative „Rettet Bienen und Landwirte“, fordert ein Reduktionsziel für Pestizide von 80% bis 2030 und einen vollständigen Ausstieg aus synthetischen Pestiziden bis 2035. Offen bleibt auch, was „gefährliche“ Pestizide sind und welche als harmlos erachtet werden. Bedenklich ist ebenso, dass ein Konzept zu neuen gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in die F2F-Strategie aufgenommen wurde und das obwohl der Europäische Gerichtshof mit einem Grundsatzurteil den Einsatz neuer Gentechnik nur unter strengen Auflagen erlaubt und eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel verfügt hat.

Studien belegen, dass herbizidresistente Gentechpflanzen die Artenvielfalt bedrohen und erhöhten Gifteinsatz auf den Äckern erfordern. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen der F2F-Strategie. Vage bleibt auch, welche Schritte Landwirte unternehmen müssen, um Unterstützung zu erhalten, auch Instrumente des Übergangs werden nicht definiert. Martin Häusling fordert ein rasches und konsequentes Handeln: „Damit ihre eigene Strategie ein Erfolg wird, muss die Kommission so schnell wie möglich ein Gesetz vorlegen, um die Vorgaben umzusetzen“.

Allerdings ist die F2F-Strategie nicht insgesamt bindend, durch Umsetzung festgelegter Ziele und Vorgaben sollen sie erst bindende Macht erhalten. Abzuwarten ist, wie lange es dauert bis ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wird. Die Erfahrung lehrt, dass die EU-Staaten in inhaltlichen Fragen nur schwerlich einen Konsens finden und so die Verabschiedung eines gemeinsamen Gesetzes lange auf sich warten lassen wird.

Die Kritik an der Zustimmung der EU zur F2F-Strategie hat nicht lange auf sich warten lassen, so sieht DBV-Präsident Joachim Rukwied darin einen Frontalangriff auf die europäische Landwirtschaftspolitik. Mit Widerstand gegen Schritte zu einer umweltverträglicheren Landwirtschaft bleibt also zu rechnen. Bleibt zu hoffen, dass aus dem Green Deal kein Green Washing wird.

Quellen und weiterführende Links:

https://www.slowfood.de/aktuelles/2020/eu-farm-to-fork-strategie-die-wichtigsten-infos-auf-einen-blick

https://www.bund.net/themen/landwirtschaft/gentechnik/risiken/

https://www.tagesschau.de/ausland/eugh-gentechnik-recht-101.html

https://www.martin-haeusling.eu/presse-medien/pressemitteilungen/2790-parlament-beschliesst-farm-to-fork-strategie-kampf-gegen-klimawandel-und-artenschwund-wird-leitfaden-fuer-eine-andere-agrar-und-ernaehrungspolitik.html