Fleischkonsum als Kulturkampf. Rainer legt los.

Fleisch und Wurst wieder unters Volk bringen. Nicht nur beim Grillen.

Keine Tofutümelei!

Söders Fleischkäs ist inzwischen viel zitiert. Über seine Mampf-Postings in den sozialen Medien reichlich abgelästert [#söderisst (Kommentar in Netz „Hat der sonst nichts zu tun?“)]. Und im CSU-FanShop (den gibt es wirklich) wird ein Kochbuch vertrieben, „ein Must-Have für Fans von Dr. Markus Söder […], angelehnt an die besten Instagram-Posts des Ministerpräsidenten“.

Alles gesagt also? Nicht ganz, denn bedeutende Presseorgane wie die Bild jubeln schon mal über Alois Rainers erste Verlautbarungen, sein „Erstes Fleisch-Versprechen“ (Bild vom 30.4.2025). Der künftige Landwirtschaftsminister plane eine Kehrtwende in der „Fleisch-Politik“, ein bisher ziemlich unbekanntes Ressort, das aber von großer Bedeutung sein muss. Denn Fleischverzehr wird zum Kulturkampf stilisiert.

Es wird die Zusatzsteuer für Fleisch (10 Cent pro Kilo) als Forderung des letzten Ministers genannt, was eine typische Verdrehung der Bild ist. Denn diese Abgabe (geplant für mehr Tierwohl) war eine gemeinsame Forderung der Zukunftskommission Landwirtschaft ZKL, in der sowohl Bauern- wie Verbraucherverbände, Wissenschaftler*innen als auch Umweltschutzorganisationen vertreten waren.

Dann wird Rainer mit der kernigen Aussage zitiert: „Ich bin ein großer Freund der sozialen Marktwirtschaft. Das bedeutet: Fleischpreise macht nicht der Minister, sondern der Markt.“ Also runter mit den Preisen im Supermarkt? Super. War ja schon mal so, dass ein Kilo Katzenfutter teurer war als ein Kilo Hähnchenschenkel. Der Markt wird es richten. Inklusive Massentierhaltung.

Doch damit nicht genug. Denn die Bild weiß, was im Lande passiert und konsterniert „In vielen Kitas und Schulen steht Fleisch kaum noch oder gar nicht mehr auf dem Speiseplan. U.a. gibt es an den Grundschulen in Freiburg einen Fleisch-Stopp.“ Das geht nun wirklich zu weit! Kita-Kindern kein Fleisch zum Mittagessen servieren! Steht Freiburg nicht unter grüner Zwangsherrschaft? Da kann auch gleich der Kommentator dem Metzgermeister Alois Rainer jubelnd zustimmen und titelt „Keine Speisepläne nach Ideologie!“.

Nikolaus Harbusch, „Bild-Chefreporter“, erklärt kurz und knapp, damit korrigiere der künftige Minister den Kurs seines grünen Vorgängers, „den Experten schon länger für problematisch halten: die starke Fokussierung auf vegetarisches oder veganes Essen.“ Echt jetzt? Wenn es an Beweisen fehlt oder Erährungswissenschaftler gar das Gegenteil behaupten, werden stets anonyme Experten herbeifantasiert.

Über Özdemir lässt sich vieles sagen und einiges an ihm kritisieren, nur das ganz sicher nicht: Den Vegetarier hat man ihm wenig oder meist gar nicht angemerkt. Aber da Rechtskonservative ebenso wie Rechtsradikale alles Grüne, „Woke“ verteufeln und Grillen zum Kulturkampf erklären, konnte das nicht sein. Um es dann doch noch mal zu zitieren: „Leberkäs statt Tofutümelei“.  Da klopfen sich die Männer in der Krachledernen im Bierzelt auf die Schenkel. Die Grillsaison ist eröffnet. Mahlzeit. (ag)

Die Flagge der geistig-moralischen Wende ist der Leberkäse.  Ein sarkastischer Kommentar von Hendrik Wieduwilt auf n-tv