Die Hafenanlagen in Brake an der Weser sind Hauptumschlagplatz für importierte Futtermittel aus dem globalen Süden.
Was hat Massentierhaltung in Nordhessen mit Brake zu tun? Vermutlich mehr, als es auf dem ersten Blick scheint. Denn der Hafen in der niedersächsischen Kleinstadt an der Unterweser ist der größte Umschlagplatz für Soja aus Übersee in Deutschland. Das Allermeiste dieses eiweißhaltigen Nahrungsmittels wird an Tiere verfüttert.
Die Ausgangslage ist nicht neu: Durch die industrielle Tierhaltung werden hierzulande so viele Tiere gemästet, dass die Ackerbodenfläche nicht ausreicht, um das nötige Futter anzubauen. Also wird es aus Ländern des globalen Südens importiert. Mit längst bekannten fatalen Folgen für die Umwelt und das Weltklima: Regenwälder werden abgeholzt, Savannen verschwinden. Allein für das Futter deutscher Masttiere wird in Lateinamerika eine Fläche in der Größe Brandenburgs benötigt.
Womit wir wieder bei Brake sind. Denn ein Großteil der Futtermittel aus Übersee wird hier an der Unterweser gelöscht. Schon vor einem Jahr gab es dort Proteste, getragen von sehr unterschiedlichen Gruppen. Warum Tierhalter mit Aktiven von Robin Wood oder BUND demonstrierten, erklärt sich auch mit Blick auf die Nutznießer des Systems. Es sind vor allem die Lebensmitteleinzelhandelskonzerne (also Edeka, Rewe, Aldi, Lidl etc.) und die großen Fleischkonzerne (Tönnies, PHW (Wiesenhof), Westfleisch), die von dem System profitieren.
Aktion Agrar hatte im Mai 2024 eine Studie in Auftrag gegeben mit dem Ziel, zu ermitteln, wer in der Lieferkette gewinnt. Wenig verwunderlich das Ergebnis aber dennoch lesenswert. Die deutsche Kurzfassung der im Original englischen Studie zeigt, wie die Lieferkette für die großen Akteure attraktiv ist.
Ein wesentlicher Aspekt ist allerdings auch die Umwelt vor Ort. Denn die Weservertiefung würde den Fluss erheblich verändern. Das geplante Ausbaggern nennt ein Aktivist vom BUND vor Ort „Sterbehilfe“. Wirtschaftliche Gründe bis hin zur stets bemühten „Versorgungssicherheit“ werden seitens der Unternehmen vorgebracht, die auf Wachstum setzen. Mögliche Folgen für die Umwelt (Verschlickung der Küste) und die Landwirtschaft (Versalzung der Gewässer und der Felder) werden übergangen.
Ein altbekanntes Schema. Gewinne werden privatisiert, Folgekosten für die Umweltschäden und damit für alle werden auf die Allgemeinheit abgewälzt. Aber was solls … Die Grillsaison ist längst eröffnet.